WALDBIBLIOTHEK
FORSTBETRIEBSGEMEINSCHAFTEN SCHWÄBISCHER WALD
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Walderschließung / Waldwegebau

  1. Planung
  2. Technische Umsetzung
  3. Entwässerung
  4. Feinerschließung
  5. Broschüren und Infos

Verwandte Themen:

WALDBAU
HOLZERNTE
BODENSCHUTZ

Unter Walderschließung / Waldwegebau werden alle Maßnahmen zusammengefasst, um den Wald für die Waldbewirtschaftung zugänglich zu machen.

Erschließungsmaßnahmen sind notwendig um Waldpflegemaßnahmen effizient durchführen zu können, vor allem aber um das Holz am Fahrwegrand zwischenlagern und dann rasch aus dem Wald transportieren zu können. Sie sind eine Investition des Waldbesitzenden, die sich durch geringere Betriebsfolgekosten amortisiert.

Bei Waldschäden aller Art (Sturmwurf, Käferkalamität, Waldbrand) ermöglicht ein gutes Erschließungsnetz eine schnelle Reaktion, um Schlimmeres zu verhüten.
Ein durchdachtes Wegenetz erlaubt im Falle eines Unfalls eine rasche Anfahrt zum Unfallort und die Bergung von Verletzten.

Fahrweg mit gelagertem Holz

Außerdem erfüllen Waldwege auch gesellschaftliche Funktionen, indem Menschen mit und ohne Behinderungen den Wald betreten und genießen können.

Wir unterscheiden

  1. Befestigte Fahrwege
    Sie werden für die Holzabfuhr benötigt und müssen für LKW mit Schwerlast bei jeder Witterung befahrbar sein.
  2. Feinerschließung
    1. Befestigte Maschinenwege, die der Holzbringung zum Abfuhrweg dienen.
    2. Rückegassen: Für Forstmaschinen befahrbare Schneisen
    3. Seiltrassen: in steilhängigen Lagen

Planung

Bei der Neuanlage von Erschließungstrassen sind eine Reihe von Rahmenbedingungen zu beachten (siehe unten angefügte Fachliteratur):

  • Die Wegeführung soll einerseits darauf abzielen, eine möglichst hohe Erschließungswirkung zu erzielen, um den anschließenden Nutzen zu maximieren, denn je kürzer der Weg zum Baum und vom Baum zum Fahrweg ist, umso wirtschaftlicher wird er später genutzt werden können.
  • Andererseits ist darauf zu achten, dass eine Gebiet aus verschiedenen Gründen nicht übererschlossen wird, denn hierdurch steigen die laufenden Kosten für die Wegeunterhaltung überproportional.
  • Besonders ist bei der Erschließungsplanung darauf zu achten, dass naturschutzfachliche und naturschutzrechtliche Aspekte frühzeitig berücksichtig werden. Im Klartext bedeutet dies, dass naturschutzwichtige Flächen möglichst umgangen werden sollen.
  • Grundsätzlich ist die zuständige untere Forstbehörde Ansprechpartner und beratende Fachbehörde bei Waldwegebauvorhaben. Die zuständigen Naturschutzbehörden – in der Regel die unteren Naturschutzbehörden – sind jedoch bei naturschutzrechtlicher Betroffenheit einzubeziehen und gegebenenfalls als Genehmigungsbehörde für die Zulassung von Waldwegebauvorhaben zuständig.

Technische Umsetzung

Aufbau eines Fahrwegs (Forstlicher Standard)
Quelle: ForstBW / Schulungsvortrag Simon Stäbler

Beim Fahrwegebau ist auf einen der Beschaffenheit des Untergrunds angepassten Fahrbahnaufbau aus kornabgestuftem, als verdichtungsfähigem, Material zu achten.(siehe Grafik links)

Was insbesondere im Privatwald an Ausgangsmaterial darüberhinaus noch zulässig ist, darüber informieren die Literaturquellen unten.( Der Verwendung von Bauschutt sind engen Grenzen gesetzt - Zuwiderhandlungen können sehr teuer werden und eine Anordnung des Rückbaus eines Wegs zur Folge haben. (siehe auch Broschüren unten)

Entwässerung

Steckbrief: Ersetzen
von Rohrdurchlässen
durch Rigolen
(FVA BW)

Neben einem fachgerechten Wegeaufbau ist die Entwässerung der Wege entscheidend für die späteren Unterhaltskosten, denn aufgeweichte Wege werden bei hoher Belastung, wie sie durch den Holztransport gegeben ist rasch beschädigt. Deshalb wurden Waldwege bisher durch hangseitige Gräben, kombiniert mit der Ableitung über Wegequerungen zur Talseite hin.

Erfordert der Wegeaufbau die rasche Wasserableitung, so zwingt der Klimawandel und die immer häufiger werdenden Dürren einerseits und häufiger Starkregen dazu, das Niederschlagswasser länger im Wald zu halten, um es für die Waldvegetation möglichst lange nutzbar zu machen und es im Untergrund langsam versickern zu lassen.

Um diesem Dilemma zu begegnen, empfiehlt die FVA BW, Rohrdurchlässe, die das Wasser rasch ableiten, durch Rigolen zu ersetzen. Rigolen sind durchlässige Schotterriegel im Wegekörper, die Wasser aus bergseitigen Wege Seitengräben aufnehmen und kontrolliert auf der Talseite versickern lassen. Anders als klassische Rohrdurchlässe verlangsamen sie den Abfluss und fördern eine gleichmäßige Versickerung auf der Talseite.

Feinerschließung

Rückegasse in einem Fichten-Stangenholz
(©Foto: Dr. G. Strobel)

Die Feinerschließung mit (i.d.R. unbefestigten) Rückegassen dient der Vorlieferung des Holzes aus dem Bestand an die Rückegasse. Von der Rückgasse aus wird das Holz per Seilwinde, einem Rückepferd oder mit dem Vollernter transportiert.

Eine wichtige Funktion der Erschließung mit Rückegassen ist es, eine flächige Befahrung des Bestandes unbedingt zu vermeiden, um dadurch sehr lange nachwirkende Verdichtungsschäden, ganz besonders auf lehmigen oder lehmhaltigen Böden wie sie im Schwäbischen Wald sehr häufig vorkommen, zu vermeiden (siehe Bodenschutz )

Da Verdichtungsschäden durch flächige Befahrung sehr lange, mitunter Jahrhunderte, nachwirken, ist eine sorgfältige und auf Dauer ausgerichtete Planung des Feinerschließungsnetzes mit Rückegassen und deren kartografische Dokumentation für künftige Waldbesitzende wichtig!

Broschüren und weiterführende Infos zum Thema Waldwegebau

LWF-Broschüre
"Waldwege - Planung Bau und Pflege"
"Wegebau im Wald - wichtige Regelungen
von Jörg Brucklacher"
ForstBW-Broschüre
"Hinweise zum forst- und naturschutzrechtlich konformen Vorgehen bei Erschließungsmaßnahmen im Wald"
ForstBW-Broschüre
"Richtlinie zur Feinerschließung (2003)"
Grundlagen Forstlicher Wegebau
Wege-Unterhaltung
Forstlicher Wegebau
Förderung Walderschließung