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Wunder Wald

©Foto: Dr. G. Strobel

Habt Ehrfurcht vor dem Baum,
und euren Vorfahren war er heilig.
Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen
von Minderwertigkeit eines Volkes
und von niederer Gesinnung des einzelnen.

Alexander von Humboldt

Leben durch Photosynthese

Der Baum als Element des Waldes steht sinnbildlich für das "Wunder der Natur", die Photosynthese. Sie ermöglicht die Umwandlung von Kohlendioxid (CO2)und Wasser (H2O unter Einwirkung von Sonnenlicht als Energiequelle in Zucker und damit alles Leben auf dieser Erde. Sie sorgt aber nicht nur für Nahrung, sondern produziert darüber hinaus den lebenswichtigen Sauerstoff (O2).

Ohne diesen Prozess, der in allen Pflanzen abläuft gäbe es keine Pflanzen, keine Pflanzenfresser, keine Beutegreifer und am Ende der Nahrungskette auch keine Menschen.

Bäume sind zudem in der Lage, den erzeugten Zucker in langkettige Moleküle - Zellulose und Lignin als wichtigste Holzbestandteile - umzubauen und damit höher als alle anderen Pflanzen zu wachsen.

Viele Bäume machen den Wald aus. Dennoch ist er viel mehr als die Summe seiner Bäume.

Photosynthese - der Prozess, der Leben ermöglicht
©Grafik: Dr. G. Strobel

Wald ist ein intensiv vernetztes Ökosystem; Lebensraum für unzählige Tiere, Pflanzen und Pilze. Wald erfüllt unzählige Schutzfunktionen. Er filtert reinigt und speichert Wasser, er filtert Staub und sorgt für frische Luft. Er reguliert das Klima - er ist kühl im Sommer und strahlt im Winter weit weniger Wärme ab als das Offenland.

Wald - ein Buch mit sieben Siegeln
©Grafik: Dr. G. Strobel

Wald ist aber auch eine Fabrik und zwar die leiseste und sauberste, die es gibt. Uralt und dennoch ist Spitzentechnik sind seine Markenzeichen.

Produziert wird Sauerstoff. Gleichzeitig wird das Treibhausgas CO2 im Holz gebunden - Holz, welches für Häuser, Fenster, Treppen, Möbel, Kisten, Gitarren, Bauklötze, Bleistifte, Papier und vieles mehr verwendet wird.

Holz aus unseren Wäldern wird als ökologischster aller Rohstoffe zu vielen Produkten verarbeitet und sorgt so für Arbeitsplätze und für Wertschöpfung vor Ort.

Es ist der Rohstoff der kurzen Wege. Und am Ende seiner Nutzungszeit dient Holz als Brennstoff, als nachhaltige Energiequelle, die nur soviel CO2 in die Atmosphäre freisetzt, wie sie Jahrhunderte zuvor im Holz gebunden hat.

Wald so zu bewirtschaften, dass er seine Qualität als Lebensraum, Rohstoff- und Energielieferant auf Dauer optimal erfüllen kann, ist das Ziel nachhaltiger, naturnaher, multifunktionaler Waldwirtschaft.

Wood-Wide-Web: Kommunikation zwischen Bäumen?

Die Forstwissenschaft hat sich in den vergangenen Jahrhunderten intensiv mit Wald und Bäumen befasst - allerdings hauptsächlich mit dem oberirdischen Teil. Neue Forschungsansätze mit neuen Methoden beziehen auch den nicht sichtbaren und auch den unterirdischen Teil des "Wunders Wald" mit in ihre Betrachtungen ein. Ein neues spannendes Wissensgebiet wird langsam entdeckt - mit vielen ungelösten Fragen.

Mykorrhiza - ein unterirdisches Netzwerk

Die Mykorrhizapilze liefern Bäumen Salze wie Phosphat und Nitrat sowie Wasser und erhalten ihrerseits einen Teil der durch die Photosynthese der (grünen) Pflanzen erzeugten Zucker. In einem Buchenwald wird etwa ein Drittel der Photosynthese-Produkte durch die Mykorrhizapilze verbraucht.

Im Gegensatz zu anderen Bodenpilzen fehlen vielen Mykorrhizapilzen Enzyme, die nötig wären, um komplexe Kohlenhydrate abzubauen. Darum sind diese auf die Versorgung durch die Pflanze angewiesen. Die Mykorrhizapilze verfügen über ein im Vergleich zur Pflanze erheblich größeres Vermögen, Mineralstoffe und Wasser aus dem Boden zu lösen.

Der Pilz bildet einen dichten Mantel um die äussersten Feinwurzeln des Baumes.
©Foto: Simon Egli (WSL)

Häufig wird die Wasser-, Stickstoff- und Phosphat-Versorgung der „infizierten“ Pflanzen verbessert. Weiterhin bietet die Mykorrhizierung einen gewissen Schutz vor Wurzel- und oberirdischen Schädlingen, wie beispielsweise Blattläusen oder schädlichen Pilzinfektionen. Zudem erhöht sie auch die Trockenresistenz der Pflanzen, was vor allem an extremen Standorten von Vorteil sein kann. Zum optimalen Wachstum sind viele Pflanzenarten auf spezifische Mykorrhizapilze angewiesen. (Quelle: Wikipedia)

Etwa ein Drittel der in unseren Wäldern wachsenden Grosspilze sind Mykorrhizapilze. Unter diesen rund 2000 Arten befindet sich eine ganze Reihe von wertvollen Speisepilzen ((Quelle: Mykorrhiza - eine faszinierende Lebensgemeinschaft im Wald)

Bäume können "riechen"

Pflanzen sind in der Lage, Gerüche wahrzunehmen und selbst welche zu produzieren. Millionen von chemischen Verbindungen bilden Zeichen einer pflanzlichen Sprache, die der Mensch noch nicht vollständig entschlüsseln kann. Pflanzen produzieren Stresshormone, nehmen Gefahr wahr und reagieren darauf. Etwa wenn Fressfeinde sie angreifen.

Die Chemie-Ökologin Nicole van Dam hat untersucht, wie genau Bäume dabei vorgehen, um sich gegen Schädlinge zu wehren. Sie konnten mit ihrer Untersuchung nun erstmals in der Natur nachweisen, dass Bäume chemische Stoffe benutzen, um eine Art Hilferuf abzusetzen. Per Geruchsabsonderung solcher Botenstoffe informiert der Baum Vögel oder andere Räuber darüber, dass es bei ihm Futter gibt.

Bäume machen Geräusche

Treelab - Oder: Wie klingt ein Baum im Innern?
©Video: Marcus Maeder (mit Roman Zweifel)

Seit einigen Jahrzehnten ist in der Pflanzenphysiologie bekannt, dass Pflanzen Geräusche produzieren. Zu einem grossen Teil haben diese Geräusche hydraulischen Ursprung, hängen also mit der Zirkulation des Wassers im Zuge der Pflanzentranspiration zusammen.

Das Forschungsprojekt "trees" um den schweizer Wissenschaftler Roman Zweifel will ökophysiologische Prozesse hörbar machen. Es beschäftigt sich damit zu erforschen, was wann wo in einer Pflanze akustisch geschieht und mit welchen ökophysiologischen Prozessen die Geräusche zusammenhängen.

Ob diese Geräusche der Kommunikation zwischen Bäumen dienen, liegt momentan noch im Bereich der Spekulation.

Informationsquellen

Naturressource Boden
Info-Links "BODENSCHUTZ"
Mykorrhiza-Merkblatt
Wald-Geräusch-Atlas